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Aug 12 2020

Corona – Innovations- und Digitalisierungsbeschleuniger

Die Digitalisierung hinkt. sie hinkt in Deutschland ganz schrecklich. Doch warum hinkt sie? Im Zuge der Coronadiskussion und der damit in Hamburg einhergehenden Digitalisierungsinitiative der Schulen und Hochschulen, stellte die Hammaburger Industrie diese Frage der zweiten Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. 

Frau Senatorin, warum dauert die Digitalisierung in Deutschland so lange, während sie im Ausland schon seit Jahrzehnten etabliert ist?

Bürgermeisterin und Senatorin Katharina Fegebank, Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke
Bild: © Daniel Reinhardt / Senatskanzlei Hamburg

Frau Katharina Fegebank: Dazu möchte ich einen Satz von eben wiederholen, dass ich schon glaube, dass Deutschland in den letzten Wochen und Monaten gemerkt hat, welche Möglichkeiten, auch mit Blick auf Kreativität, schnellem Agieren, engem Zusammenspiel auch zwischen Akteuren, die bis dato nicht viel oder nur unzureichend zusammengespielt haben. Und dass das doch plötzlich geht. Und dass das funktioniert. Und deshalb noch einmal; Krise als Innovations- und auch Digitalisierungsbeschleuniger. Das soll nicht heißen, dass ich mir wünsche, dass wir immer in so einer Krisensituation sind, weil wir ja auch gerade sehr sehr viel Geld sinnvoll und richtig, aber möglicherweise auch auf Kosten kommender Generationen zur Bewältigung der Krise ausgeben. In dem Bereich halte ich das aber für absolut essenziell und wichtig, weil das alles Investitionen in die Zukunft und auch in die Zukunftsfähigkeit unseres Landes und auch der Menschen als unsere größte Ressource sind.

Eine Antwort ist vielleicht die föderale Struktur, ist vielleicht auch eine gewisse Selbstgenügsamkeit, die man hier ja auch gelegentlich feststellt. Dass man denkt, schon sehr weit zu sein in allen Dingen und auch wirtschaftlich erfolgreich ist.  Und nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch eine sehr ausgeprägte Ingenieurskultur hat. Dass wir aber an vielen Stellen oft nicht den Mut aufbringen, in Bereiche zu gehen und in Bereiche zu investieren, von denen noch nicht hundert Prozent klar ist, was der Output in der nächsten Woche oder im nächsten Monat sein wird. Und da sind andere Länder, wenn ich mir die USA, wenn ich mir Großbritannien, Israel angucke, da sind die einfach risikobereiter und antizipieren schon eher, was eigentlich Trends sind, die uns die nächsten zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre erreichen.

Und das gepaart miteinander, auf der einen Seite förderale Strukturen, die gegenseitigen Blockaden zwischen Bund und Ländern, aber auch Ländern untereinander, also wenn ich an diesen ‘Digitalpakt Schule‘ denke, im letzten Jahr. Das ist ja eine ganz ganz lange Arie gewesen, auch jetzt übrigens in Coronazeiten, hatten wir harte Auseinandersetzungen mit unserem Bundesministerium darüber, welchen Beitrag vielleicht auch der Bund leisten möchte, um die Digitalisierung in den Ländern an den Hochschulen mitzugestalten und zu beschleunigen. Da ist man oft in einer ziemlich vertrackten, verhakten Situation. Und dann diese Haltungsfrage. Wir sprechen über Digitalisierung, aber wir leben sie nicht. Und in dieser Krise musste man einfach zeigen, dass man machen kann, weil es gar keine Alternative dazu gegeben hat, sowohl an den Schulen aber auch jetzt an den Hochschulen. Und dass das überall ziemlich gut, nicht perfekt, aber ziemlich gut geklappt hat, ist doch ein Beleg dafür, dass wenn man einfach mal macht und vielleicht auch einmal unausgetretene Pfade geht, dass man dann auch schneller zum Erfolg kommt. Dass ist meine erste spontane Antwort auf diese wirklich große Frage, wo man eigentlich auch mehr Zeit drauf verwenden müsste.

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