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25 Jahre Deutsche Einheit, was hat sie gebracht? Nach Untersuchungen der Bundeszentrale für politische Bildung, sind mehr als Dreiviertel der Menschen mit der Entwicklung zufrieden. Fast die Hälfte ist der Meinung, dass die Einheit Deutschland mehr Gewinn als Verlust gebracht hat. Doch wenn es um die Frage der Aufhebung des Unterschiedes zwischen Ost und West geht, werden die Sichtweisen sehr viel differenzierter.
In Ostdeutschland sehen 68 Prozent noch keine wirkliche Einheit, während es in Westdeutschland nur 44 Prozent sind. Und wenn die Menschen gefragt werden, wie sie das Leben rückblickend in der DDR wahrnehmen, sagen nur 18 Prozent Westdeutsche, dass die guten Seiten überwogen hätten, jedoch 57 Prozent Ostdeutsche. Allerdings wollen tatsächlich nur 6 Prozent der Ostdeutschen die DDR zurück, 53 Prozent favorisieren weder die DDR noch die BRD und nur ein Drittel fühlen sich als „richtige Bundesbürger“.
Und das, obwohl die Ausgangslage der Ostdeutschen nicht wirklich gut war, wie die der Westdeutschen. So besaßen die Ostdeutschen nur einen geringen Teil der Wirtschaftsgüter, die die Westdeutschen ihr Eigen nannten, sie verdienten nur einen Bruchteil dessen, was in Westdeutschland verdient wurde – und zwar im Vergleich zur Kaufkraft. Dieses Gefälle hat sich bis heute nicht völlig ausgeglichen.
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Doch vor allem können die meisten Ostdeutschen den Enteignungsakt durch die Treuhand nicht verzeihen. Sie wickelte von 1990 – 1994 12.000 Betriebe ab. Davon privatisierte sie 6.546 vollständig oder mehrheitlich, liquidierte 3.718, reprivatisierte 1.588 und kommunalisierte 310. Dabei hatte die Treuhand Einnahmen von 39,9 Mrd. €, doch die Ausgaben beliefen sich auf 166,3 Mrd. €. Ein Verlust von 126,4 Mrd. €, der dem gesamtdeutschen Steuerzahler zugemutet wurde.
Durch die Treuhand gingen fast zwei Drittel aller Arbeitsplätze verloren. Waren es 1990 noch 4,1 Mio., schrumpfte diese Zahl bis 1994 auf 1,5 Mio. Viele Ostdeutsche versuchten sich durch Selbstständigkeit wieder auf die Beine zu bringen. Einigen gelang es. Doch auch hier waren viele Menschen der Bosheit und Bösartigkeit ihrer westdeutschen Brüder und Schwestern ausgeliefert. Davon handelt das Buch: „Die Straße ist frei ….. zum Bankrott!“
Der Autor Wolfgang Ladewig, durch die Treuhand seines Arbeitsplatzes beraubt, entwurzelt aus seinem sicheren bekannten Leben in der DDR, versucht wiederholt sich selbst zu schützen und ohne staatliche Hilfe der Sozialleistungen, mehrfach eine Existenz aufzubauen. Immer wieder gerät er dabei aus Unerfahrenheit an falsche Freunde, Betrüger und Diebe. Er streitet mit Behörden und Banken und führt Kämpfe, die er nur verlieren konnte. Trotzdem machte er immer weiter und gab niemals auf.
Für Menschen aus Ostdeutschland war es zum damaligen Zeitpunkt kaum möglich, sich eine eigene sichere Existenz aufzubauen. Ziel der Behörden und Politiker Westdeutschlands schien es zu sein, Ostdeutschland zu schlagen, bis es am Boden lag – und dann noch einmal zuzutreten. Ostdeutschland musste, in den Augen der damaligen Politiker, klar gemacht werden, wo sein Platz wäre, nämlich ganz unten. Und das hat Westdeutschland nicht nur mit aller Konsequenz durchgezogen, sondern sehr erfolgreich durchgezogen. Dennoch, oder gerade deshalb, versuchte es Ladewig immer und immer wieder. Ein Mann, der trotz seiner Unerfahrenheit durch die ostdeutsche Lebenswelt, nie wirklich aufgab.
Aus dem Buch:
„Es ist ein Teil meines Lebens, in dem ich sehr viele Höhen und Tiefen durchlebte, wo Hoffnung und Enttäuschung, Freude und Ärger, Mut und Angst, Lachen und Tränen so dicht beieinander lagen, dass ich manchmal selbst keine Luft mehr bekam. Mein Leben lang musste ich mich durchboxen, Entscheidungen treffen darüber, ob es gut oder schlecht für mich war, obwohl ich sehr jung war.
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