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„Das darf uns Journalisten nicht noch einmal passieren“
Wie Reporter die Recherchen des Germanwingsunglücks erlebten
Der Germanwingsabsturz ist für berichtende Journalisten ein Wendepunkt ihrer Karriere gewesen. Das „medium magazin“ hörte sich in Redaktionen vor Ort um – von Frankreich über Düsseldorf bis Montabaur und Haltern. „Der Zorn, der Hass, der uns Journalisten in den sozialen Medien bereits wenige Stunden nach dem Absturz entgegenschlug, muss uns nachdenklich stimmen“, sagt etwa Christian Schwerdtfeger, Reporter der „Rheinischen Post“. Er erlebte eine extrem schwere Arbeit auch vor Ort: „Leute schüttelten verächtlich den Kopf, wenn man sich als Journalist zu erkennen gab. Ich musste mich mehrfach für meinen Berufsstand rechtfertigen.“
Schwerdtfeger kann die Reaktionen zum Teil nachvollziehen, denn viele Momente nach dem Flugzeugabsturz gehörten nicht zu den Sternstunden des Journalismus – etwa die Belagerung der Halterner Schule. „Es ging so weit, dass die Polizei mehrfach einschreiten musste. Das darf uns Journalisten in dieser Form nicht noch einmal passieren.“ Hermann Beckfeld, Chefredakteur von „Ruhr-Nachrichten“ und deren Lokalausgabe „Halterner Zeitung“, sagt gar: „Ich bin seit Haltern sehr vorsichtig geworden im Umgang mit fremden Kollegen.“ Die Polizei habe betroffene Familien vor Journalisten schützen müssen. Andere Kollegen klauten ein Foto einer getöteten Lehrerin aus einer alten Online-Bildergalerie. Viele Auswärtige riefen an, nur um über die lokale Redaktion an Schicksalsgeschichten zu gelangen.
Ähnlich erging es der „Westerwälder Zeitung“ in Montabaur, dem Heimatort des Co-Piloten, wo auswärtige Reporter den Ort überschwemmten. Selbst Fernsehteams aus China fragten bei der Zeitung Interviews an. „Auch uns versuchten Kollegen unter Druck zu setzen, uns moralisch einzuschüchtern“, erzählt Redaktionsleiter Michael Stoll im „medium magazin“. „Anrufer brachen sogar in Tränen aus, nach dem Motto: Wenn ihr uns weder O-Töne noch Informationen gebt, bin ich meinen Job los.“
Oliver Auster, „Bild“ – Redaktionsleiter NRW, wehrt sich gegen die Vorwürfe, seine Reporter hätten unzulässige Grenzen überschritten: „Es waberten unglaublich viele Gerüchte durch die sozialen Netzwerke, die sich alle als falsch erwiesen….Kein „Bild“-Reporter hat sich als Lehrer verkleidet, keiner hat Kindern Geld für Informationen angeboten. Wir haben niemanden bedrängt – wer Informationen gab, hat dies getan, weil er es wollte, nicht weil er sich etwas davon versprach.“ Seine Erklärung für die ungewöhnlich aggressive Stimmungswelle gegen die Medien: „Trauer und Verzweiflung über die Tat eines Einzelnen kanalisierten viele als Wut auf „die Medien“, auch ´Bild`.“
„Bild am Sonntag“-Chefredakteurin Marion Horn meint dazu: „Selbstkritisch muss man sagen, dass wir es nicht geschafft haben, die Fassungslosigkeit der Menschen zu kanalisieren und aufzufangen – vielleicht haben sich die starken Emotionen deshalb gegen uns Journalisten gerichtet. Vielleicht wäre es gut gewesen in dieser hochemotionalen Zeit, in unseren Medien Orte der Trauer zu schaffen, etwa durch Kondolenzseiten.“
Das „medium magazin“ 05/2015 widmet der Titelgeschichte „Absturz“ zehn Seiten mit vielen weiteren Stimmen und Einblicken. Es ist ab 1. Mai für alle Geräte im iKiosk verfügbar: . Gedruckte Einzelhefte und Probeabos können geordert werden: vertrieb@mediummagazin.de
Medienfachverlag Oberauer GmbH
Das PHT meint dazu: Diese Einlassungen sind verlogen und heuchlerisch. Es gibt ein bestimmtes charakterlich völlig verkommenes Klientel in der Journaille. Diese Reporter wollen ihre Story – und Abenteuer, damit sie damit prahlen können, dass sie „dort waren“. Und es ist ihnen herzlich egal, wer dabei auf der Strecke bleibt. So war es in Gladbeck, so war es im Supermarkt von Paris und eben auch bei dem Flugzeugabsturz und so wird es immer wieder sein. Chefredakteure wollen ihre Blätter füllen, Journalisten wollen ihre Anerkennung durch die Kollegen in ihren Redaktionen. Bewunderung und Neid brauchen sie, die armen minderwertigkeitskomplexgeplagten Kollegen, so nötig, wie der Terrorist die mediale Aufmerksamkeit. Eine kranke Symbiose, wie sie psychotischer nicht sein kann.
Solange sogenannte Chefredakteure, die schon längst keine eigenen Artikel mehr schreiben, sondern nur noch von einer Podiumsdiskussion zur nächsten hoppeln, damit ihr Name auch ja über all genannt wird, solange andere Chefredakteure ihre Mitarbeiter nicht unter Kontrolle haben, weil sie selbst keine Grenzen kennen, solange die Redaktionen keine verbindlichen Richtlinien für Krisenberichterstattung für ihre Mitarbeiter aufstellen und solange es der Medienrat bei Rügchen beläßt, so lange wird sich nichts ändern.
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