Julia Franck („Die Mittagsfrau„), Buchpreisgewinnerin von 2004, hat in einem Gastkommentar für das Radioprogramm NDR Kultur die Verlinkung der Spiegelbestsellerliste mit dem Verkaufsportal von Amazon scharf kritisiert und dies als janusköpfige Allianz bezeichnet.
Spiegel online‚ hat die sagenumwobene unabhängige Bestsellerliste nur mit einem verknüpft: Amazon.“ Egal über welchen Titel, Autor oder Umschlag sie von der Bestsellerliste aus näheres wissen wolle, bemängelt die 44-jährige Schriftstellerin, erscheine Amazon. „Preis, Versanddauer, Verkaufsrang, Inhaltsangabe, Leserempfehlungen und Voting zu diesem Buch, ähnliche Titel laut Amazon, Informationen zum Autor“, sagt sie auf NDR Kultur. Dies sei gerade für ein Nachrichtenportal erstaunlich, so Franck: „Es generiert an dieser Stelle keine eigene Nachricht, verweist nicht zum Urheber, sondern macht einem einzelnen Händler und seinen Produkt- und Serviceinformationen Platz.“
Eine Allianz, die Franck als „janusköpfig“ beschreibt, gerade vor dem Hintergrund, „dass der Spiegel wie alle anderen Medien die moralisch echauffierten Schriftsteller mit ihrem Amazonprotest vorführt und Berichte unter einem Titel wie ‚Preiskampf auf dem Buchmarkt – deutschsprachige Autoren greifen Amazon an‘ einstellt“. Mitte August hatten mehr als 1000 deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller in einem Offenen Brief gegen die Geschäftspraktiken des Onlinekonzerns Amazon protestiert.
Der vollständige Kommentar von Julia Franck ist heute um 19.00 Uhr auf NDR Kultur zu hören oder ab 16.00 Uhr im Internet, unter www.NDR.de/kultur.
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